Das Release von Resident Evil 6 ist zwar schon ein Weilchen her, doch zum heutigen Erscheinen des DLCs kommt nun meine Review zum Game.
Allgemeines/Das Produktionsteam
Über die Produktion gibt es nur wenig zu sagen. Mit über 600 beteiligten Personen ist Resident Evil 6 das Capcom Spiel an dem bislang am meisten Personen beteiligt waren, Hiroyuki Kobayashi übernahm dabei erneut die Führung und fungierte als Producer.
Auffällig um Resident Evil 6 jedoch war das Marketing.
Während man es von anderen Games des Publishers, wie zum Beispiel Devil May Cry, gewohnt ist schon ein bis zwei Jahre im Voraus Trailer zu sehen zu bekommen, wurde Resident Evil im Januar 2012 erstmals mit Videomaterial angekündigt, der ursprüngliche Release-Termin am 20. November wurde im April zur Captivate dann offiziell auf den 2. Oktober 2012 verschoben.
Erwartet hatte Capcom Verkaufszahlen von um die 7 Millionen Einheiten, jedoch war schon während der Beta-Phase viel Kritik ausgeübt worden die sich teils auch nach Release noch hielt. Aufgrund des äußerst unterschiedlichen Feedbacks (während Famitsu dem Spiel 39 von 40 Punkten gab waren es bei Destructoid nur 3 von 10) hat der Publisher seine Erwartungen herunter geschraubt und rechnet eher mit 6 Millionen verkauften Einheiten, ebenfalls wurde nur wenige Wochen nach Erscheinen des Games der DLC angekündigt, dieser sollte dem Großteil der Kritik entgegen kommen und die Makel ausbessern.
Fans haben die Möglichkeit neben den pre-order Boni verschiedener Händler im Capcom Europe Store drei exklusive Packs zum Game zu erwerben. Jede Version enthält zum Spiel jeweils ein Tablet Case eines Hauptcharakters, Sticker und 3 DLC Maps für die Mercenaries Stage (Jakes Kampagne). Aus diesen Goodies besteht das Basis Paket, das zweite Paket enthält zusätzlich noch ein DSO T-Shirt und für den großen Geldbeutel (zum stolzen Preis von 900 Britische Pfund) gibt es noch das Deluxe Paket zu kaufen: Anstatt nur einem Tablet Case enthält dieses alle 4 Cases und zudem noch Leon S. Kennedys Lederjacke, hergestellt aus Echtleder.
Capcom wäre nicht Capcom wenn es seinem Baby nicht zudem noch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zukommen ließe; unter dem passenden Titel ‚No Hope Left‚ startete Capcom diverse Aktionen im Rahmen des nahenden Weltuntergangs/Releases. So konnte man sich beispielsweise eine ‚Apokalypsenplaylist‘ zusammenstellen und seine Meinung teilen, welcher Song man denn unbedingt ein letztes Mal hören sollte bevor man zum Zombie wird. Ebenfalls konnte man Abschiedsgrüße und letzte Wünsche hinterlassen, mit einer Facebook-App war es möglich seine letzten Minuten simulieren zu lassen. Neben diversen Videos und Kurzfilmen die erstellt wurden (bekannte Gesichter von Gaming-Magazinen wurden hierbei zu Capcom UK eingeladen und als Zombies geschminkt und verkleidet) gab es ebenfalls noch das Projekt ELEOS, bei dem die Fans aktiv werden konnten und über verschiedene Stufen des Projekts hinweg ihre Passion für die Welt von Resident Evil unter Beweis stellen mussten. Die zehn Gewinner erhielten dann einen Koffer gefüllt mit Goodies wie einem USB-Stick-Dog-Tag, einem Resident Evil 6-Dog-Tag, einer ‚offiziellen‘ Mitgliedskarte des Projekt ELEOS und einem weltweit auf 10 Stück limitierten ELEOS Overall, bestickt mit der persönlichen Identifikationsnummer der Teilnehmer.

Was das Marketing angeht hat sich Capcom also ziemlich ins Zeug gelegt, zumal das Aufgebot das sie beispielsweise zur Gamescom lieferten (wir berichteten) sich auch alle Mal zeigen lassen konnte.
Story
Wer Angst hatte Resident Evil 6 würde der Reihe in Sachen Story untreu werden, den kann ich schnell beruhigen: Es ist und bleibt Resident Evil so wie wir es kennen. Zugegeben, wenn man an die ersten Teile denkt fehlt es dem neusten Ableger der IP definitiv etwas an Gewalt und Brutalität, doch sind wir das ja schon von den letzten Teilen gewohnt. Mal wieder ist ein Virus ausgebrochen, diesmal ist es der C-Virus, und es gilt die Seuche zu stoppen und die Menschheit zu retten. Besonders ist diesmal jedoch das man dies aus vier verschiedenen Perspektiven heraus machen kann/muss/soll. In den vier Kampagnen verfolgt man den Vorfall aus der Sicht der Charaktere Leon S. Kennedy mit Partnerin Helena Harper, Chris Redfield und Piers Nievans, dem Neuling Jake Muller mit der uns bekannten Sherry Birkin an seiner Seite und/oder Ada Wong. Die Wege der Charaktere kreuzen sich an einem gewissen Punkt in der Geschichte so das man das volle Ausmaß des Resident Evil 6 Geschehnisses wirklich erst dann absolut entdeckt hat wenn man alle Kampagnen beendet hat.
Anfangs noch war die Ada Wong Kampagne erst spielbar wenn man alle anderen Kampagnen beendet hatte, mit dem DLC ändert sich das jedoch und sie ist von Anfang an verfügbar.
Das ewige Rahmenthema ‚Virus bricht aus und alles wird zum Zombie‘ wird dadurch etwas aufgefrischt und wirkt lebendiger, das Einzige, das mich persönlich an der Story stört, ist die Tatsache das sich die Cutscenes doch ganz schön ziehen können. Da helfen die Quick Time Events auch nicht viel.
Auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht stellenweise etwas flach erscheinen, so haben die Charaktere tatsächlich viel zu bieten. Jeder hat seine eigene Vorgeschichte, spielte man bereits die vorherigen Resident Evil Games werden Parallelen auffallen, es wird ein paar Wendungen geben und auch die ein oder andere herzzerreissende Szene – es kommt also eine schöne Tragik auf die jedoch nicht übertrieben ist und gut ins Horror-Game-Setting passt. Dazu gibt es noch eine ordentliche Portion Action und Spannung, das Game bietet hier eine durchaus gelungene Mischung.

Gameplay
– Umgebung und Gegner
Geografisch bewegen wir uns in Resident Evil 6 zwischen den USA, China und Edonien (oder auch einfach nur Europa). Die Szenerie rund um das weiße Haus wirkt Amerika-typisch, das Feeling ist authentisch und man erkennt dieses Amerika leicht wenn man schon andere Games mit Handlungsort USA gespielt hat.
Wo genau man sich in China befindet bekommt man nicht gesagt, hier scheint man sich auf das, was man von Filmen kennt, verlassen zu haben. Um wirklich eine Wertung ziehen zu können müsste man schon in China gewesen sein, es wurde viel Recherche-Arbeit geleistet um die apokalyptische Downtown-Umgebung so realistisch wie möglich zu machen, dies ist Capcom auch durchaus gelungen. Weniger an den Realismus gelehnt ist dagegen Edonien. Hier hat man auf reale Schauplätze verzichtet und auch wenig auf einen speziellen Touch einer bestimmten europäischen Region geachtet, im entferntesten Sinne erinnert diese Region an Osteuropa, doch wirklich eine Aussage lässt sich da nicht treffen.
Schade Capcom, es wäre doch schön gewesen wenn man Mal merken würde das ihr mehr über Europa wisst als nur das Allgemeine und es nicht immer als ‚Edonien‘ zusammen würfeln müsst.
Was die Gestaltung der Umgebung angeht, so ist sie gewohnt eher düster und unterstützt den Gruselfaktor, wobei hier jedoch gesagt werden muss das sich die Umgebung je nach Spielfortschritt ändert und immer auf den Charakter den man spielt und dessen Vorgeschichte angepasst ist. Die Details sind schön, wenn man genau hinsieht kann man auf herumliegenden Papieren tatsächlich Schriftmuster erkennen. Unsinnig ist jedoch, dies ist allerdings bekannt, das man es schafft über Tische und Klippen zu springen, sich an Seilen herum zu schwingen, doch über einen Stuhl kommt man nicht, da muss man sich einen Weg herum suchen. Die Interaktion mit der Umgebung ist also recht zweckmäßig gehalten. Die Hintergrundmusik gibt dem Spielerlebnis einen schönen Touch, in Sachen Atmosphäre ist Resident Evil 6 definitiv um einiges besser als der Vorgänger.
Die Gegner haben verschiedene Eigenschaften, je nachdem was für ein Zombie vor einem steht muss man anders reagieren. Wenn die Horden dann ein Mal zu viel werden ist es ganz praktisch sich in der Nähe von Bahngleisen aufzuhalten – denn auch Zombies haben gegen die herannahende Bahn keine Chance. Ansonsten bleibt euch meistens die Option des Kopfschusses oder mit dem Messer zuzustechen, Jake ist zudem noch ein ziemlich passabler Nahkampfkrieger und kann mit ordentlichen Schlägen auch den größten, stärksten und wohl nervigsten Zombiegegner, den Ustanak, zumindest für einige Zeit in Schach halten. Man könnte allerdings auch noch flüchten. Das hat mit Spielspaß aber nicht mehr all zu viel zu tun.
Im Co-Op-Modus habt ihr im Übrigen die Chance online gemeinsam gegen die Horden von Infizierten zu kämpfen, ihr könnt euch gegenseitig Unterstützen oder euren Freunden fiese Fallen stellen – alles läuft flüssig und super spaßig, es ist unbedingt einen Versuch wert.


– Steuerung und Gadgets
Von vorn herein mag gesagt sein, das ich beinahe jedes Resident Evil Spiel gespielt habe und mit der Mechanik vertraut bin.
Das ändert jedoch nichts an der Tatsache das ohne den DLC, der den Bildschirm größer und die Kamera beweglicher macht, das Spiel sich furchtbar spielt. Das mag meine Meinung sein, man darf es gerne anders sehen. So ist Resident Evil nunmal, doch empfinde ich es auch nach 8 Spielen immer noch als äußerst störend wenn 70 Prozent meines Bildschirms aus dem Rücken der Figur besteht. Wie gesagt, der DLC behebt das Problem und danach ist das Spielgefühl wesentlich besser.
Die Tastenverteilung ist auch schon bekannt und nicht sonderlich innovativ, ist auch nicht nötig da es funktioniert und sich gut anfühlt. Wie immer muss man beim Auswählen und Kombinieren von Items schnell sein da der Kampf da nicht pausiert – aber das ist ja alles bereits bekannt.
In Sachen Gadgets gibt es auch keine sonderlich nennenswerten Fortschritte oder Turn-Offs. Noch immer geht es uns nach dem Konsum der grünen Pflanzen besser, die Munition kann bei all den Gegnern verdammt schnell alle sein (ihr könnt im Menü einstellen ob ihr endlose Munition habt oder nicht, ebenfalls ob euer Partner euch verletzen kann, Schwierigkeitsmodus, und und und) und von eurer nicht immer ganz so freundlichen Begleitung gibt es auch Hilfe.
Fazit
Resident Evil 6 ist ein tolles neues Game das der Reihe treu geblieben ist – ob das nun gut ist oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden. Das ausgelutschte Szenario ist toll aufbereitet und die Charaktere sind dem Genre angemessen, vielleicht könnte man dort noch ein wenig mehr Tiefe einbauen, doch das wäre nur ein netter Bonus, Charakterentwicklung und Gefühle gibt es dennoch genug (letzteres aber nicht zu viel, es verliebt sich keiner in einen Zombie oder ähnliches, zu viel Drama bleibt uns erspart) und natürlich gibt es Action, Action, Action.. Die einzelnen Kampagnen sind toll aufbereitet und eine Geschichte aus vier verschiedenen Positionen zu erleben erinnert an den Film ‚8 Blickwinkel‚, nur ist Resident Evil 6 in der Hinsicht eindeutig besser als der Film. Die einzelnen Levels sind jedoch etwas lang.
In Sachen Anspruch ist der Spieler bedient, der Co-Op-Modus ist eine echt tolle Sache, nur bremst meinen Spielspaß die Mechanik aus. Capcom gibt sich sichtlich Mühe, doch auch trotz DLC wäre mehr Interaktion mit der Umgebung wünschenswert (über Stühle klettern können, DAS wäre doch was!), es dauert eine Weile bis man sich an die Controllerempfindlichkeit gewöhnt hat und wenn man sich nicht wirklich mit der Resident Evil Steuerung auskennt rutscht man doch sehr schnell ins langweilige Button Smashing, das einen nicht weit bringen wird.
Daher bekommt Resident Evil 6 von mir 7 von 10 Punkten – es ist es wert zu spielen, wer jedoch nichts mit der Steuerung anfangen kann, sich nicht mühevoll einarbeiten möchte und auch mehr auf die Story aus ist, dem sollten die Cutsceneaufnahmen auf YouTube genügen, die vermitteln ebenfalls einen passablen Eindruck.