Wie erschaffe ich ein packendes Videospiel? Was macht ein fesselndes Spiele-Level aus? Wie gestalte ich es so, dass es weder frustrierend schwer noch reizlos einfach ist? Pünktlich zum bundesweiten Unterrichtsbeginn startet auch am Schweriner Standort der Designhochschule Leipzig ein Workshop, der solche und ähnliche Fragen mithilfe des Spiels Super Mario Maker klären will. Der Reiz dieses innovativen Titels für die TV-Konsole Wii U besteht in der einfachen Bedienung, die selbst das Bauen komplexer Jump & Run-Level zum Kinderspiel macht. Ein großer Spielspaß also mit ebenso großem didaktischem Potenzial. Von diesem Potenzial profitieren zurzeit nicht nur die Schweriner Studenten. Eine ganze Reihe staatlicher und privater Hochschulen in ganz Deutschland, wie die Hochschule Darmstadt und das SAE Institut in Frankfurt, haben Mario, Nintendo-Held der ersten Stunde, als Gastprofessor engagiert. Sie alle machen sich die kinderleichte Handhabung von Super Mario Maker zunutze, um der angehenden Entwicklerzunft alles Wichtige zum Thema Level-Design beizubringen und sie zukunftsorientiert auszubilden. Denn: Videospiele haben sich weltweit längst vom reinen Unterhaltungsmedium zur eigenständigen Kunstform mit kulturellem Anspruch entwickelt. Auch in Deutschland geben die Menschen schon seit Jahren mehr Geld für Video- und Computerspiele aus als für Kinofilme. Überzeugende Spiele sind aber, wie spannende Filme auch, das Ergebnis intensiver Planung, kreativer Prozesse und technischer Fertigkeiten. Und all das will gelernt sein. Für den Medienstandort Deutschland ist es nur von Vorteil, dass den Spiel-Machern von morgen mittlerweile eine Vielzahl heimischer Ausbildungsstätten offen steht. Als Lehrmaterial kommt ihnen ein Titel wie Super Mario Maker gerade recht.
Der Mediencampus der staatlichen Hochschule Darmstadt und das SAE Institute in Frankfurt haben im Dezember Workshops mit Super Mario Maker abgehalten. „Wir wollten unseren Studenten Gelegenheit geben, am praktischen Beispiel zu erproben, worauf es bei gutem Level-Design ankommt“, sagt Prof. Dr. Martin Leissler, Professor für Game Development am Mediencampus der Hochschule Darmstadt. „Super Mario Maker bietet sich dafür geradezu an, weil die Tools in diesem Spiel intuitiv verständlich sind.“ Die Spieler gestalten die Jump & Run-Level einfach mit Hilfe des Wii U GamePad und dessen Touchscreen. Sie können Gegenstände oder Power-ups, Gegner, Fallen, Hindernisse und Schikanen exakt so platzieren, wie sie es für richtig halten. Zudem können sie die fertigen Level ins Netz hochladen, um sie mit Wii U-Fans aus aller Welt zu teilen. Internationales Feedback als Qualitätsmesser gibt es bei diesem Spiel also gleich dazu.
Von diesen Möglichkeiten zeigten sich auch Studenten der privaten Games Academy in Frankfurt angetan. Nintendo hat ihnen Super Mario Maker schon im Oktober, kurz nach dem Handelsstart, vorgestellt. Nach der Präsentation erklärten sie sich bereit, das Spiel zum Thema von Projektarbeiten zu machen, die sie später im Jahr vorstellen werden.
In dem mehrtägigen Workshop an der Designhochschule Schwerin analysieren die Games Design-Studenten ab heute zunächst den Klassiker Super Mario Bros., der seine Fans seit über 30 Jahren begeistert. Die Erkenntnisse in Sachen Level-Design, die sie dabei gewinnen, setzen sie anschließend mit Super Mario Maker in die Praxis um – zunächst auf Papier, wie einst Shigeru Miyamoto, der Schöpfer der Serie, dann auf dem Bildschirm des Wii U GamePad. „Wir sind auf die Ergebnisse des Workshops sehr gespannt“, sagt Ingo Kreutz, Senior PR Consultant von Nintendo Deutschland. „Überhaupt finden wir es aufregend, dass eines unserer Spiele jetzt überall in Deutschland zu akademischen Ehren kommt.“ Neben den genannten Bildungseinrichtungen hat Nintendo auch die Mediadesign Hochschule in Berlin und die Hochschule Macromedia, University of Appllied Sciences in Stuttgart mit Super Mario Maker ausgestattet, wo der Titel für Level Design-Kurse eingesetzt wird.
Wer nicht gleich nach akademischen Ehren strebt, aber seine Medienkompetenz erweitern möchte, kann das an der Hamburger ComputerSpielSchule tun. Die vom Bundesbildungsministerium geförderte Initiative, die sich an Kinder ab 11 Jahren und an Erwachsene wendet, hat ebenfalls im Oktober einen Workshop mit Super Mario Maker angeboten. „Der Super Mario Maker stellt eine tolle Ergänzung zum Angebot der ComputerSpielSchule dar, da die Jugendlichen auf spielerische Art und Weise erlernen, wie man ein Level aufbaut und welche Elemente zu einem Spiel dazu gehören.“, sagt Medienpädagogin Christiane Schwinge vom Trägerverein der Initiative Creative Gaming. Kurz: Super Mario Maker macht Schule. Der ungewöhnliche Titel, der das Level-Design selbst zum Spielprinzip macht, ist aber kein dröger Unterrichtsstoff, sondern vor allem eins: ein unendlicher Spaß, der auf dem Lehrplan sicher bei vielen Schülern für Begeisterung sorgen würde.