Zwei Jahre nach dem Release von Tales of Zestiria, gibt es für europäische Fans der Tales-of Reihe einen neuen Grund zur Freude. Und der heißt: Tales of Berseria! Dieser knüpft quasi an die Geschehnisse von Zestiria an und erzählt eine Geschichte, lange vor der Zeit von Sorey und Mikurio.
In Japan bereits im Sommer 2016 erschienen, ist Tales of Berseria bei uns in Europa für PlayStation 4 und den PC (via Steam) erhältlich. Das erste mal ist Hideo Baba, der Väter aller Vorgänger, nicht mehr leitender Produzent. Wir bedauern diese Entscheidung sehr und hoffen, dass sie nicht Stolperstein für die Spielserie wird. Der Soundtrack wurde komponiert von Motoi Sakuraba und das Studio ufotable zeichnet sich wieder für die wunderschönen Zwischensequenzen verantwortlich.
Wir hätten gerne für unser Review eigene Screenshots angefertigt. Leider ist das Speichern von Screenshots auf der PlayStation 4 im Spiel aber nicht möglich. Deswegen nutzen wir offizielle Bilder aus dem Presseverteiler.
Tales of Berseria startet tragisch, nicht wirklich tragischer als andere Spiele der Tales-of-Reihe, aber dennoch sehr emotional. Die Protagonistin Velvet Crow lebt mit ihrem jüngeren Bruder und ihrem Lehrmeister Artorius in einem kleinen Dorf, in dem sie zwar Außenseiter darstellen, aber dennoch von den Dorfbewohnern geduldet und respektiert werden. Ihre ältere Schwester (die Verlobte von Artorius) haben Velvet und ihr Bruder vor einigen Jahren verloren – Beim Blutmond. Dieser Blutmond steht nun erneut bevor und durch viele vermeintliche Zufälle, findet Velvet sich am Abend des Blutmondes allein zu Hause wieder. Ihr Bruder ist verschwunden. Gleichzeitig werden die Dämonen, grauenhafte Wesen, die sich von Hass und Angst ernähren und aus Tieren sowie Menschen entstehen, in dieser Nacht stärker und sie haben bereits das Dorf überfallen. Ob sie nun die Menschen dort getötet haben oder ob sich diese selbst in Dämonen verwandelt haben soll in diesem Review nicht abschließend erläutert werden. Voller Sorge eilt Velvet zu dem Lieblingsort ihres Bruders und sieht dort gerade noch die letzten Akte eines Rituals, bei dem ihr Meister Artorius ihren kleinen Bruder opfert um das Beste für die Welt zu ermöglichen. Velvet möchte ihn aufhalten und stört das Ritual, indem sie zusammen mit ihrem Bruder, den sie nicht retten konnte, in die Unterwelt fällt. Eine gewaltige Kraft schleudert sie wieder zurück auf den festen Boden und segnet sie mit dämonischen Kräften, die es ihr erlauben, Dämonen, Menschen sowie Malakim zu verspeisen und dadurch stärker zu werden.
Selbstverständlich hat sie gegen ihren Meister keine Chance und so verweilt sie lange Zeit in einem Gefängnis und wird dort nur durch Dämonen ernährt. Nur durch fremde Hilfe gelingt es ihr nach Jahren das Gefängnis zu verlassen. Bei dieser Rettungsaktion trifft sie auch auf zwei der fünf wichtigsten Gruppenmitglieder: Magilou und Rokurou, die sie aus eigenen Gründen erst mal begleiten. Besessen von dem Gedanke an Rache macht sie sich auf die Suche nach Artorius – dem Hüter.
Tales of Berseria und Tales of Zestiria – Was ist gleich?
Es geht im Grunde darum, die Menschen vor den Dämonen zu schützen. Diese greifen in ihrer unzüglichen Wut alles an, was sich ihnen in den Weg stellt. Durch die Dämonenkrankheit ist es außerdem möglich, dass sich Menschen und Tiere selbst in Dämonen verwandeln. Es gibt allerdings gravierende Unterschiede, die sicherlich eine wichtige Rolle in dem weiteren Spielverlauf spielen werden: Malakim und Seraphim sind die selben Wesen, haben nur einen anderen Namen. Es gibt nicht nur den Hirten, der Seraphim/Malak in sich tragen kann und an sich binden, sondern es gibt tausende Exorzisten, die genau über die selbe Kraft verfügen. Vermutlich haben sie die selbe Kraft wie Rose, die in Tales of Zestiria ebenfalls die Kraft hatte, sich mit Seraphim zu verbünden. Malak können von jedem Menschen gesehen werden, seit dem die Abtei/die Kirche, die unter Artorius Sagen steht so mächtig geworden ist.
Der grundlegende Unterschied ist: Es gibt (vielleicht noch) keine Bosheit, die es zu reinigen gibt und wir spielen nicht die Rolle des Hirten, sondern einer Dämonin, die sich nichts sehnlicher wünscht, als den Tod des Hirten. Und auf dieser Reise wird Velvet von ganz unterschiedlichen Charakteren begleitet, die alle auch ihr eigenes Ziel verfolgen.
Zugegeben, Tales of Berseria hat durchaus seine 8 Stunden Spielzeit gebraucht, bis es mich in seinen Bann gezogen hatte. Das lag daran, dass ich den Anfang der Geschichte durch den Anime „Tales of Zestiria the X“ schon kannte und daran, dass die Charaktere sehr durchschaubar erschienen. Letzteres hat sich zwar noch nicht wieder verneint, aber so durchschaubar sie auch sind – So liebenswert sind sie auf ihre eigene Art und Weise. Wer einige Tales-of Spiele schon gespielt hat und gerne rumspinnt, der wird wohl schnell auf einen richtigen Riecher in der Story kommen – Ich warte jedenfalls noch auf ein Aha!-Erlebnis und werde bis dahin trotzdem mit großem Spaß die Geschichte des Spiels weiter verfolgen.
Das Kampfsystem
Das Kampfsystem sorgte tatsächlich schon für einige Aha!-Momente bei mir – vor allen Dingen immer dann, wenn ich mich an etwas gewöhnt hatte und es endlich ordentlich nutzen konnte. Anfangs war mir nicht bewusst, was es mit den Seelenkugeln auf sich hat, die notwendig für Angriffe sind. Zunächst hat jeder Charakter am Anfang eines Kampfes immer 3 Seelenkugeln. Sobald diese ihre blau-leuchtende Farbe verlieren, ist es zwar noch möglich anzugreifen, aber die Angriffe werden langsamer und schwächer. Seelenkugeln können von Gegnern geklaut werden, indem sie dem Spieler Zustandsveränderungen zufügen – Andersrum können aber auch die Charaktere den Gegnern diese Kugeln klauen: Entweder durch Zustandsveränderungen oder durch ihren Tod. Im Laufe des Spiels wird es möglich sein, die anfängliche Zahl der Seelenkugeln zu erhöhen.
Seelenkugeln sind nicht nur für die normalen Angriffe unverzichtbar, sondern auch für Velvets besondere Kraft ihrer Dämonenklaue. Ab 3 Seelenkugeln kann diese aktiviert werden und dadurch werden mächtige Angriffe freigesetzt, die zwar eine Seelenkugel kosten, aber oft so eingesetzt werden können, dass Gegner sterben oder betäubt werden und diese dann automatisch durch eine neue gestohlene (oder sogar mehrere) ersetzt wird.
Es ist möglich, sich frei im Kampf zu bewegen, fliehen können Spieler, indem sie an den Rande des Kampffeldes laufen und im wahrsten Sinne des Wortes versuchen zu fliehen. Hier braucht man etwas Glück – Es gibt allerdings auch Kämpfen, in denen eine Flucht unmöglich ist. Diese sind durch rote Barrieren gekennzeichnet.
In den ersten Spielstunden war tatsächlich noch kein fordernder Kampf dabei – Wenn es auf diesem Level bleibt, sollte das Spiel also erfahrenen Spielern keine Schwierigkeiten bereiten. Durch das Besiegen von sogenannte „Alarmstufe Rot-Dämonen“, sehr mächtige Gegner (so werden sie jedenfalls bezeichnet), werden weitere Features freigeschaltet – Bspw. der Schwierigkeit „schwer“. Vermutlich werden stärkere Dämonen noch weitere Grade freischalten. Für den normalen Spielspaß reicht allerdings die Stufe „Normal“ und wer sich dann doch mal herausfordern lassen möchte, der hat sicherlich seinen Spaß auf schwierigeren Stufen.
Treu geblieben sind sich die Entwickler mit den Artes. Es gibt die Kriegsartes, die magischen Artes, verborgene Artes und die mystischen Artes. Gerade letztere sind am Anfang des Spiels noch nicht wirklich erstaunlich – Sie werden auch von den automatischen Charakteren oft genutzt und sind eine Art stärkerer Angriff. Aktiviert werden sie bei Stufe 3 oder höher. Da meine Charaktere zum Zeitpunkt dieses Reviews die Stufe 3 noch nicht überschreiten können, kann ich noch nichts zu den mächtigen mystischen Artes sagen, die noch freigeschaltet werden – Aber ich hoffe auf gewohnt spektakuläre Angriffe.
Das Handling
Zugegeben, durch die vielen Stunden, die ich vor Tales of Berseria in Final Fantasy XV verbracht habe, fehlt mir sehr das Feature springen zu können. Kleinste Abhänge oder Stufen können nicht einfach überwunden werden, sondern Velvet muss immer nach dem richtigen Weg suchen. Für eine Dämonin ist das schon sehr lahm – Andererseits klappt das Aufsammeln und Ansprechen immer mit dem ersten Versuch, ohne vorher einmal in die Luft zu springen. Es hat also seine Vor- und Nachteile. Die Welt läuft super flüssig, es gibt kaum lange Ladezeiten und alles in allem wirkt Tales of Berseria wunderschön farbenfroh und gestochen scharf. Die Bewegungen passen sich hervorragend genau dem Hintergrund an und es macht großen Spaß, die Gebiete und Dungeons zu erkunden. Unterwegs findet man tausende Gegenstände und Katz-Seelen. Letztere werden schon allein durch die Berührung eingesammelt und müssen nicht manuell betätigt werden.
Alles für die Katz?!
Katzen haben in den Tales of-Reihen schon immer eine wichtige Rolle gespielt, so auch in Berseria. Die Katz-Seelen sind Seelen von Katz, die durch einen schlimmen Vorfall in der Vergangenheit in Kisten gesperrt wurden. Nur indem die Katz-Seelenkugeln zu den Kisten gebracht werden, können die Katz gerettet werden. Als Belohnung erhält der Spieler modische Accessoires und sicherlich im Laufe des Spiels die Erlaubnis nach Katz-Village zu reisen.
Was uns immer sehr freut ist, wenn Spieler die Möglichkeit haben, ein Spiel in der Original-Sprachausgabe zu spielen. Das ist auch bei Tales of Berseria möglich. Zu Beginn eines jeden Starts wird der Spieler gefragt, ob er das Spiel in japanisch oder englisch starten möchte. Zwar ist es im Spiel selbst nicht mehr möglich, die Entscheidung rückgängig zu machen, aber kurz das Spiel zu verlassen ist an sich ja auch kein großer Umstand. Fast selbstverständlich habe ich mich für die japanische Sprachausgabe entschieden und wie gewohnt wurde ich belohnt durch einwandfrei wunderschöne Synchronisation und viel Gefühl der Charaktere, egal wie wichtig sie auch sein mögen.
Ausrüstung
Zunächst stutzig kann man werden, wenn man sich das Ausrüstungsmenü anschaut und sich überhäuft sieht von Bernstein-Stiefeln, die zwar alle gleich heißen, aber nicht die selben Eigenschaften haben! Hier lohnt es sich tatsächlich die Ausrüstungsgegenstände genau zu studieren und mit Bedacht zu wählen, was der Charakter tragen soll. Und er sollte es eine längere Zeit lang tragen. Denn neben den gängigen Attributen (Angriff hoch, Verteidigung hoch, …) verleihen die Ausrüstungsgegenstände den Charakteren besondere Fähigkeiten. Diese werden nach einiger Zeit des Tragens von den Charakteren gelernt und es nicht mehr nötig, das Item zu tragen. Hier ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, die Charaktere individuell zu stärken und zu formen. Ausrüstungsgegenstände können nicht nur gewechselt werden, sondern wie in fast jedem klassischen J-RPG auch aufgewertet und verbessert.
Schiff ahoi!
Da Eizen, und hier werden womöglich schon einige Spieler einen Klos im Hals gefühlt haben, zu einer Bande von Piraten gehört, ist es möglich, sein Schiff und die Crew zu nutzen. Ähnlich wie damals in Tales of Xillia 2 beim Katzenkurier mit Rollo, schickt man jetzt ein Erkundungsschiff in See, das eine gewisse Zeit braucht, aber mit wertvollen Gegenständen wieder auftaucht. Neue Routen werden entdeckt, genau so wie Zutaten zum Kochen und seltene Items. Zuerst startet das Erkundungsschiff mit einem sehr kleinen Level und wenig Attributen – Aber diese werden im Laufe des Spiels natürlich immer weiter steigen.
Kochen
Die beliebte Funktion des Kochens darf in einem Tales-of natürlich nicht fehlen – Denn dann wird es schwer angekreidet! So ist es möglich, leckere Rezepte zu finden oder zu erlernen und gewisse Statusveränderungen durch das Verzehren von selbst gekochten Speisen zu erhalten. Entweder werden die gekochten Gerichte direkt nach jedem Kampf gegessen oder sie können manuell zubereitet und verspeist werden. Das liegt ganz in der Hand des Spielers. Jeder Charakter kann als Koch fungieren, aber alle haben unterschiedliche Spezial-Attribute, die dadurch freigeschaltet werden. Wie überall gilt, Übung macht den Meister und sollte ein Gericht nicht gelingen, dann darf nicht gezögert werden, sondern weiter fleißig geübt!
Ein Tales of, das es so noch nie gab!
Diese Worte habe ich in den letzten Tagen öfter gehört, kann diese aber nicht teilen. Für mich schließt Tales of Berseria ganz klassisch an die vorangegangenen Tales-of Spiele an. Charaktere sind nicht schwarz und weiß – Sie haben einen Grund für ihre Aktionen. Velvet mag anfangs zwar skrupellos erscheinen, aber skrupellos, das ist sie nun wirklich nicht. Und das zeigt sich schon nach sehr kurzer Spielzeit. Die Geschichte hat das Potential tief zu gehen und einige Emotionen zu greifen – Aber genau das macht für mich den Charme des Tales-of Spiele aus und reiht sich somit an die wunderschönen Teile der Spielreihe wie Tales of Symphonia an. Auch mit bereits einigen Stunden Spielzeit befindet man sich in einem Tales of-Teil noch ganz am Anfang der Geschichte – So kann ich noch nicht mehr über die charakterliche Entwicklung und die Entwicklung der Geschichte sagen, denn eine unerwartete Wendung wird uns sicherlich noch erwarten! Aber zumindest bei einigen Charakteren wissen wir bereits, wie es endet und zumindest eines ist uns klar: Die Dämonenkrankheit wird nicht besiegt werden. Nicht, solange Berseria keinen törichten Sprung in die Zukunft zu Zestiria wagt. Wir können also gespannt sein und bangen, was denn noch passieren wird.